Das malerische Dorf Tilleda in Sachsen-Anhalt ist ein hervorragender Ausgangspunkt für Wanderungen zum Kyffhäuser-Denkmal, aber der Ort hält einige gute Gründe bereit, auch nach der Wanderung noch ein wenig zu verweilen.
Der Hauptgrund wäre das Freilichtmuseum Königspfalz Tilleda, das eine teilweise rekonstruierte Königspfalz aus dem Früh- und Hochmittelalter zeigt und einen faszinierenden Einblick in die höfische Lebensweise jener Zeit gewährt.
Lest weiter, um alles zu erfahren, was man über den Besuch dieser faszinierenden archäologischen Stätte wissen muss.

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Mittelalterliche Königspfalzen in Deutschland
Um den Ort richtig zu verstehen, muss man zunächst ein wenig über die mittelalterliche deutsche Geschichte wissen. Das Heilige Römische Reich, das sowohl das Gebiet des heutigen Deutschlands als auch Teile der umliegenden Länder umfasste, hatte jahrhundertelang keine feste Hauptstadt.
Stattdessen reisten der König und seine Gefolgsleute von Palast zu Palast durch das ganze Reich in einer Regierungsform, die als Wanderkönigtum bekannt war. In den jeweiligen Palästen hielt der König einige Wochen lang Hof und befasste sich mit Fragen des Rechts und der Religion, bevor er zu einem anderen Palast weiterzog.

Die meisten Königspfalzen wurden ständig vom Verwalter sowie von Gruppen von Handwerkern bewohnt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und den nächsten königlichen Besuch vorzubereiten.
Unzählige dieser Pfalzen waren über das gesamte Gebiet des Heiligen Römischen Reiches verstreut, und bisher wurden nur die Überreste einiger von ihnen gefunden, geschweige denn umfassend archäologisch untersucht.
Die Pfalz in Tilleda, welche ungefähr vom 8. bis zum 12. Jahrhundert genutzt wurde, ist bisher die einzige in Deutschland, der vollständig ausgegraben wurde.
Ein Besuch der Königspfalz Tilleda
Das Freilichtmuseum zeigt eine Vielzahl rekonstruierter Gebäude, insbesondere im äußeren Palastbereich, im Handwerkerviertel und in der slawischen Siedlung. Im inneren Palastbereich sind die Grundmauern der Gebäude größtenteils so belassen worden, wie sie bei den Ausgrabungen freigelegt wurden.
Besucher erhalten so sowohl einen Einblick in die wahrscheinliche historische Realität als auch in die verbliebenen Informationen, auf die sich die Archäologen bei ihren Annahmen stützten.
Der Bereich des Haupttors
Man betritt die Anlage durch die Rekonstruktion eines Zangentors mit einem Wachturm am Ende. Diese Form der Torkonstruktion ist seit der Antike bekannt und sollte den Verteidigern im Falle einer Invasion die Oberhand verschaffen, da jeder, der das Tor betrat, gezwungen war, durch den schmalen Spalt zu gehen und potenziell von drei Seiten angegriffen werden konnte.

In den drei Häusern nördlich des Tores sind einige in der Gegend gefundene Artefakte und Informationen über das Konzept des Wanderregimes ausgestellt. Die beiden Holzfiguren und der Baum mit den Tierschädeln sollen das Fortbestehen des heidnischen Glaubens in einer Gesellschaft darstellen, die offiziell bereits Jahrhunderte zuvor christianisiert worden war.
Das Handwerksviertel
Biegt man nach dem Eingangstor rechts ab, kommt man zu mehreren rekonstruierten Häusern, in denen die Geschichte des Ortes erläutert wird. Im Langhaus am westlichen Ende sind Artefakte und rekonstruierte Geräte ausgestellt, die die verschiedenen in Tilleda ausgeübten Handwerke vermitteln sollen.

Dazu gehören Weberei, Spinnerei, Töpferei und Drechslerei. Im Außenbereich befindet sich ein kleiner Bereich mit Pflanzen, die zum Färben von Stoffen verwendet wurden. Um die Ecke finden Sie Rekonstruktionen eines Geräts zum Mischen von Mörtel, eines mittelalterlichen Krans und eines Rammbocks.
Die Slawische Siedlung
Der Gebäudekomplex in der Mitte der Anlage bildet die Rekonstruktion einer slawischen Siedlung. Slawisch sprechende Menschen siedelten sich ab dem 6. Jahrhundert im Gebiet des heutigen Mitteldeutschlands an und wurden schnell in das Heilige Römische Reich integriert.

Die Gebäude sollen sowohl Wohnräume als auch Orte der täglichen Arbeit darstellen, darunter eine Schmiede. Das Haus auf Stelzen diente als Getreidespeicher, der das Getreide trocken halten sollte, indem er den Kontakt mit dem Boden vermied.
Das Grubenhaus auf der gegenüberliegenden Seite der Hecke sollte sowohl Arbeitsplatz als auch Lagerhaus sein und die natürliche Kälte des Bodens nutzen, um Lebensmittel vor dem Verderben zu bewahren.
Betritt man das Langhaus am südlichen Ende des Geländes, kann man eine Luke im Boden erkennen, die zu einer kleinen Kammer mit der gleichen Funktion führt.
Die zentrale Palastanlage
Östlich der slawischen Siedlung führt ein Prozessionsweg durch eine Öffnung im Wall und schließlich durch ein weiteres rekonstruiertes Torgebäude in den Bereich des Zentralpalastes. Hier befinden sich die verbliebenen Grundmauern und archäologischen Befunde, die den ehemaligen Standort des Palas (Repräsentationsgebäude mit dem großen Saal), der Kapelle und der beiden Bergfried-Türme markieren

Bemerkenswert sind die Überreste der Fußbodenheizung neben dem südlichen Bergfried. Sie diente dazu, die Räume so warm wie möglich zu halten und gleichzeitig die unangenehme und ungesunde Rauchentwicklung zu vermeiden, die bei einem offenen Kamin auftritt. Das System wurde aus dem antiken Rom übernommen.
Andere Sehenswürdigkeiten in Tilleda
Abgesehen von der Königspfalz ist der Hauptgrund für einen Besuch in Tilleda die Nähe des zum beeindruckenden Kyffhäuser-Denkmal, das man vom gesamten Dorf aus sehen kann. Es ist möglich, von Tilleda in etwa einer Stunde zum Denkmal hinaufzuwandern.

Der erste Teil der Wanderung führt durch eine ausgedehnte Apfelplantage, die besonders im Frühjahr, wenn die Bäume in Blüte stehen, wunderschön ist. Über die Bedeutung dieser Art von Gartenbau kann man sich im Streuobstzentrum informieren.
Die hübsche mittelalterliche Kirche von Tilleda, direkt südlich des Hauptplatzes gelegen, ist ebenfalls einen Blick wert, vor allem wegen des schönen Gartens, der sie umgibt.
Karte von Tilleda und der Umgebung
Anreise nach Tilleda
Tilleda ist am einfachsten vom nahe gelegenen Sangerhausen aus zu erreichen. Vom dortigen Bahnhof kann man den Bus VGS-453 nach Tilleda nehmen. Dabei ist zu beachten, dass der Bus montags bis freitags regelmäßig fährt, aber samstags und sonntags nur eine Verbindung pro Richtung hat.
Die aktuelle Verbindung kann man hier überprüfen.
Unterkünfte in der Nähe von Tilleda
Da Tilleda ein wirklich kleines Dorf ist, ist es am besten, im nahe gelegenen Sangerhausen zu übernachten und von dort aus einen Tagesausflug zum Museum zu unternehmen.
In Sangerhausen haben wir in der Pension Rüsselpub übernachtet, die zwar etwas außerhalb des Zentrums liegt, aber ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet und in der benachbarten Kneipe abends ein oder zwei Drinks serviert.

Es gibt noch einige andere günstige Pensionen in der Stadt, z. B. die Pension Rosengarten, sowie einige Hotels im mittleren Preissegment, wie die Hotel-Pension am Rosarium. Auf der Karte oben findet man weitere Optionen.
Essen und Trinken in Tilleda
Rund um den kleinen Marktplatz gibt es einige Restaurants, die regionale Küche servieren. Wenn man morgens einen Happen essen möchte, bevor man sich auf den Weg zum Museum oder zum Kyffhäuser-Denkmal macht, gibt es auf der Westseite des Platzes auch eine kleine Bäckerei.
In der Nähe der Königspfalz befindet sich das gemütliche Kirschcafé auf dem Gelände des Streuobstzentrums.
Andere Aktivitäten in der Region
Eine Wanderung zum Kyffhäuser Monument